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26.11.2018 Gehörsrüge
Information Nach § 513 Abs. 1 ZPO kann die Berufung darauf gestützt werden, dass die Entscheidung auf einer Rechtsverletzung (§ 546 ZPO) beruht oder nach § 529 ZPO zugrunde zu legende Tatsachen eine andere Entscheidung rechtfertigen.


1. Gericht berücksichtigt nicht den Vortrag entsprechend

Die Beweiswürdigung des Gerichts genügt nicht den Anforderungen des § 286 Abs. 1 ZPO, wenn ein Vortrag einer Prozesspartei nicht berücksichtigt wird.

Das Gericht verletzt damit deren Anspruch auf Gewährung rechtlichen Gehörs, Art. 103 Abs. 1 GG.

Der Tatrichter muss den Streitstoff umfassend, rechtlich möglich, widerspruchsfrei und ohne Verstoß gegen Denk- oder Erfahrungssätze würdigen, BGH, Urteil vom 7. März 2013 – VII ZR 134/12.

Nach § 286 Abs. 1 Satz 2 ZPO muss sich das Gericht mit den angebotenen Beweisen auseinandersetzen und die Zeugenaussagen vollständig und zutreffend erfassen.Es muss sich mit dem Vortrag der Prozeßparteien zur Beweiswürdigung befassen und muss die Ausführungen zur Kenntnis nehmen.
Wenn nicht, liegt ein Verstoß gegen Art. 103 Abs. 1 GG vor, vgl. BVerfG, Beschluss vom 15. Mai 2012 – 1 BvR 1999/09, juris Rn. 14).
Ein Gehörsverstoß ist entscheidungserheblich.

2. Gericht erhebt nicht den angebotenen Zeugenbeweis

Bundesgerichtshof von 2015
Die Nichtberücksichtigung eines erheblichen Beweisangebots verstößt gegen Art. 103 Abs. 1 GG, wenn sie im Prozessrecht keine Stütze findet (vgl. BGH, Beschluss vom 29. April 2013 – VII ZR 37/12, juris Rn. 9; BVerfG, NJW 2009, 1585 Rn. 21).

Das ist unter anderem dann der Fall, wenn ein Gericht die Rechtsprechung des Bundesgerichtshofs missachtet, wonach die Ablehnung eines Beweisantrags für eine erhebliche Tatsache nur zulässig ist, wenn diese so ungenau bezeichnet ist, dass ihre Erheblichkeit nicht beurteilt werden kann oder wenn sie ins Blaue hinein aufgestellt worden ist (vgl. BVerfG, ZIP 1996, 1761, 1762; BGH, Urteil vom 23. April 1991 – X ZR 77/89, NJW 1991, 2707, 2709; Urteil vom 12. Juli 1984 – VII ZR 123/83, NJW 1984, 2888, 2889).

Bundesgerichtshof von 2013

Eine Verletzung des rechtlichen Gehörs (Art. 103 Abs. 1 GG) liegt vor, wenn ein Vortrag unberücksichtigt blieb, weil das Gericht nicht den angebotenen Zeugenbeweis erhoben hat.
a) Die Nichtberücksichtigung eines erheblichen Beweisangebots verstößt gegen Art. 103 Abs. 1 GG, wenn sie im Prozessrecht keine Stütze mehr findet (st. Rspr.; siehe etwa BVerfG, WM 2009, 671, 672; BGH, Beschlüsse vom 11. Mai 2010 – VIII ZR 212/07, NJW-RR 2010, 1217 Rn. 10; vom 16. November 2010 – VIII ZR 228/08, juris Rn. 14; vom 6. Februar 2013 – I ZR 22/12).

Dies gilt auch dann, wenn die Nichtberücksichtigung des Beweisangebots darauf beruht, dass das Gericht verfahrensfehlerhaft überspannte Anforderungen an den Vortrag einer Partei gestellt hat (BGH, Beschluss vom 6. Februar 2013 – I ZR 22/12, aaO).

Eine solche nur scheinbar das Parteivorbringen würdigende Verfahrensweise stellt sich als Weigerung des Tatrichters dar, in der nach Art. 103 Abs. 1 GG gebotenen Weise den Parteivortrag zur Kenntnis zu nehmen und sich mit ihm inhaltlich auseinanderzusetzen (BGH, Urteil vom 22. Juni 2009 – II ZR 143/08, NJW 2009, 2598 Rn. 2 mwN; Beschluss vom 6. Februar 2013 – I ZR 22/12, aaO).
Das Gericht muss den Kerngehalt des Parteivorbringens erfassen (vgl. BGH, Beschluss vom 24. November 2011 – VII ZR 65/11, ZfBR 2012, 228 unter II 2).Die Nichterhebung des angebotenen Zeugenbeweises läßt sich auch nicht mit einer unzureichenden Substantiierung des Vortrags der Beklagten zu der nach ihrer Darstellung schon im Zusammenhang mit der Unterzeichnung des Gewerberaummietvertragsformulars mündlich erzielten Einigung über eine Umwandlung in ein Wohnraummietverhältnis begründen.
Eine Partei genügt bei einem von ihr zur Rechtsverteidigung gehaltenen Sachvortrag ihren Substantiierungspflichten, wenn sie Tatsachen vorträgt, die in Verbindung mit einem Rechtssatz geeignet sind, das von der anderen Seite geltend gemachte Recht als nicht bestehend erscheinen zu lassen.

Dabei ist unerheblich, wie wahrscheinlich die Darstellung ist und ob sie auf eigenem Wissen oder auf einer Schlussfolgerung aus Indizien beruht (Senatsbeschluss vom 11. Mai 2010 – VIII ZR 212/07, aaO Rn. 11; vgl. auch Senatsbeschlüsse vom 25. Oktober 2011 – VIII ZR 125/11, NJW 2012, 382 Rn. 23; vom 28. Februar 2012 – VIII ZR 124/11, WuM 2012, 311 Rn. 7; jeweils mwN).

Genügt das Parteivorbringen diesen Anforderungen an die Substantiierung, kann der Vortrag weiterer Einzeltatsachen, die etwa den Zeitpunkt und den Vorgang bestimmter Ereignisse betreffen, nicht verlangt werden (Senatsbeschluss vom 11. Mai 2010 – VIII ZR 212/07, aaO; vgl. auch Senatsbeschlüsse vom 25. Oktober 2011 – VIII ZR 125/11, aaO Rn. 14; vom 28. Februar 2012 – VIII ZR 124/11, aaO Rn. 6; jeweils mwN).

Es ist Sache des Tatrichters, bei der Beweisaufnahme die benannten Zeugen nach Einzelheiten zu befragen, die ihm für die Beurteilung der Zuverlässigkeit der Bekundungen erforderlich erscheinen (BGH, Beschlüsse vom 21. Mai 2007 – II ZR 266/04, WM 2007, 1569 Rn. 8; vom 11. Mai 2010 – VIII ZR 212/07, aaO; vom 25. Oktober 2011 – VIII ZR 125/11, aaO; vom 28. Februar 2012 – VIII ZR 124/11, aaO; jeweils mwN).

Der Pflicht zur Substantiierung ist mithin nur dann nicht genügt, wenn die unter Beweis gestellten Tatsachen so ungenau bezeichnet sind, dass das Gericht aufgrund ihrer Darstellung nicht beurteilen kann, ob die Behauptung überhaupt erheblich ist, also die gesetzlichen Voraussetzungen der daran geknüpften Rechtsfolge erfüllt sind (BGH, Beschlüsse vom 11. Mai 2010 – VIII ZR 212/07, aaO; vom 11. Juli 2007 – IV ZR 112/05, juris Rn. 6 mwN; vom 1. Juni 2005 – XII ZR 275/02, NJW 2005, 2710 unter II 2 a mwN).
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