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27.05.2021 Solarbrache wiederbelebt in Sachsen: Meyer Burger eröffnet Solarfabrik in Freiberg
Information

Ab 8.9.2018 um 21.45 Uhr lief in der Solarworld-Fabrik in Freiberg das letzte Solarmodul vom Band, SZ vom 27.5.2021 S. 23.
Mit der Insolvenz des letzten großen deutschen Photovoltaik-Herstellers war die Hoffnungsbranche für den Osten am Ende.

Meyer und Burger wollen ab Juli 2021 in Freiberg  in den alten Hallen mit den alten Maschinen, die technologisch aufgerüstet werden, wieder Module produzieren und ausliefern.

Die Energieausbeute soll um 20 Prozent gesteigert werden im Verhältnis zur Produktion früher. Das Unternehmen wirbt ferner mit: 
-längerer Lebensdauer
-Made in Germany/Sachsen
-keine Transportkosten aus Asien.

Sachsen soll Energieland werden.

Was passierte mit der Solarindustrie?

1. Solarworld: 2014 noch 680 Mio Umsatz
Der Solarmodulhersteller Solarworld hatte laut Pressebericht  der Sächsischen Zeitung vom 19. August 2014 wegen des starken Rückgangs der Nachfrage und des Preises auf den Solarmärkten sein Umsatzziel von 680 Millionen Euro verfehlt. Das Ergebnis lag mit 20 Millionen im Minus.

2. Bosch
Der Einstieg von Bosch in die Solarbrache im Jahr 2008 kostete Bosch 3,7 Milliarden Euro, vgl. Frankurter Allgemeine Zeitung vom 23.01.2014 S.16.

3. Konkurrenz aus Asien
Die billigere Konkurrenz aus den asiatischen Ländern und Managementfehler machte das Geschäft unrentabel. Es entstanden erhebliche Verluste und teilweise erhebliche Abwicklungskosten durch die Abgabe der Solarsparte und den sozialverträglichen Abbau von Arbeitsverhältnissen.

4. Solarunternehmen geriet in der Krise
In Deutschland brach der  Photovoltaikmarkt wegen einem Überangebot von Produzenten ein.  Ein Solarunternehmen nach dem anderen geriet auf Grund des Preisverfalls, sinkender stattlicher Förderung, Überkapazitäten und der Konkurrenz aus Asien in die Krise oder Insolvenz.

5. Betroffene Solarunternehmen: 

  • Solarhybrid
  • Schüco TF GmbH, Großröhrsdorf
    Der Bielefelder Schüco-Konzern hatte in seinem Großröhrsdorfer Solarwerk mit 140 Mitarbeitern Solarmodule auf Dünnschichtbasis produziert. Den Standort hatte Schüco nach der Insolvenz des Vorgängers Sunfilm übernommen. Das Werk schloss wegen sinkenden Preisen.
  • Solar Millennium
  • Solon aus Berlin
  • Q-Cells
    Standort: Sachsen- Anhalt (Solar Valley) 2.200 Arbeitnehmer
    Zuständiges Gericht: AG Dessau
    Mitarbeiter: weltweit: 2.200, davon 1300  am Stammsitz
    Umsatz: 1 Milliarde
    Verlust: 846 Millionen
    Insolvenzantrag: 03. April 2012
    Verwalter der Q-Cells: RA Henning Schorisch von HWW
  • First Solar
    Sitz: Frankfurt an der Oder
    Mitarbeiter: 1.200 Mitarbeitern
    Verwalter der First-Solar. RA Wienberg von HWW
  • Soltecture GmbH
    Hersteller von Dünnschichtsolarmodulen
    Insolvenzanmeldung: Mai 2012
    zuständiges Gericht:  AG Charlottenburg insolvenz
    Verwalter: Hartwig Alber.
  • son energy AG
    Insolvenzanmeldung: Im Mai 2012
    Zuständiges Gericht: AG Neiubrandenburg 
    Verwalter: Karsten Förster von Wutzke Förster
  • Sovello
    1.250 Mitarbeiter
    200 Millionen Umsatz
    Insolvenzanmeldung: Mai 2012
    Zuständiges Gericht: AG Dessa-Roßlau Insolvenz 
  • Solarworld AG
    Hauptsitz: Freiberg
    Mitarbeiter: 3.300, davon 1.800 in Freiberg
    Investitionssumme: 1 Milliarde Euro
  • Solarwatt AG Dresden (Tochterunternehmen Sunstrom)
    450 Mitarbeiter
    Geschäftsführer : Detlef Neuhaus
    Geschäftsführer alt: Frank Schneider
    Umsatz: 190 Millionen 
    Insolvenzanmeldung: Juni 2012
    Insolvenzgrund: Streit der Anteilseigner, vgl SZ vom 1.08.2012 S. 20
    Zuständiges Insolvenzgericht: AG Dresden
    Schutzschirmverfahren und Antrag auf Eigenverwaltung
    Sachwalter (Kontrolleur): Rainer Bär (Verwalter von Sunfilm aus Großröhrsdorf)
    Sanierungskonzept: WP Andreas Ziegenhagen
    Insolvenzplan: wurde am 31.07.2012 beim Insolvenzgericht eingereicht
    Produktion: wurde fortgeführt
  • Sunstrom, Dresden
    Tochter der Solarwatt AG Dresden
    Alter: 12 Jahre
    Umsatz: 25 Millionen
    Firmengegenstand: Handel mit Photovoltaiktechnik von verschiedenen Firmen
    Insolvenzantrag Juli 2012
    Beschäftigte: 140
    Insolvenzverwalter: Rüdiger Wienberg
  • Centrosolar Group AG
    Die Centrosolar hatte nach gescheiterten Sanierungsmaßnahmen in Form von Kapitalschnitt, Schuldenschnitt und Personalabbau von 250 Stellen das Schutzschirmverfahren in Eigenverwaltung eingeleitet.
    Sitz: München
    Vorstandsvorsitzender: Alexander Kirsch
    Umsatz: 2013 (9 Monate)  85 Millionen Euro, davon im dritten Quartal: 27,5 Millionen Euro (minus 40 %)
    Verlust: 18,2 Millionen Euro 
    Ebitda (Ergebnis vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen): ./. 4,4 Millionen 
    Passiva: 100 Millionen Euro
    Aktienkurs: 3,60 Euro (minus 18 %) Stand 19. Oktober 
    Mitarbeiter: 750

6. Damalige Gründe der Krise und Bemerkungen
6.1. Überkapazität
Es gab früher eine hohe Nachfrage nach Solarzellen, die nicht gedeckt werden konnte. Es schossen weltweit die Solarwerke wie Pilze aus dem Boden- teilweise große Produktionsanlagen. Die weltweite Produktionskapazität betrug mehr als  25 Gigawatt.


Bemerkung: Die Nachfrage lag bei unter 15 Gigawatt. Die Folge war der Preisverfall.

6.2. Änderung der Förderbedingungen
In Deutschland wurde die Einspeisung gefördert. Dadurch konnten die Produzenten Traumpreise erzielen. Später mussten sich die Anlagen auch so rechnen.  

Bemerkung: Alternative Finanzierungsmodelle waren gefragt.

6.3. Qualitäts- und Wirkungsgradprobleme
First Solar produziert Dünnschicht-Module. Der Wirkungsgrad war geringer als bei Silizium- Modulen. Die chinesischen Produkte hatten teilweise einen besseren Wirkungsgrad und waren billiger. Anfänglich scheuten sich Banken Produkte aus China zu finanzieren. Diese Scheu bestand später nicht mehr.


Bemerkung: Qualität, Service und Begeisterung sollten die  entscheidenden Faktoren sein.  Auch Porsche, Mercedes oder BMW verkaufen nicht ein Stück Auto. Sie bieten ein Komplettpaket an, das begeistert. 

6.4. Keine Zusammenarbeit
Zwischen den Unternehmen gibt es oft keinen Wissenstransfer oder Erfahrungsaustausch. Man konkurrierte.
Jedes deutsche Unternehmen hatte seine eigene Entwicklungsabteilung.
Jeder entwickelt für sich und vor sich hin.
Gäbe es in Deutschland 30 KfZ- Hersteller, wäre keiner konkurrenzfähig mit Asien ua. Durch die Konzentration gäbe es nach Ansicht vieler eine Konkurrenzfähigkeit. In Deutschland wurde aber nicht die Entwicklung, sondern im Wesentlichen die Energieerzeugung gefördert.

Bemerkung : Die Zusammenarbeit in der Forschung und Entwicklung muss besser koordiniert und gefördert werden.

6.5. Kein Gesamtkonzept
Die Branche hatte kein langfristiges Konzept um international konkurrenzfähig zu sein. Auch die Ipads werden in China produziert. Die Entwicklung und Wertschöpfung verbleibt aber in den USA.

Bemerkung: Die Erhaltung der Solarindustrie war auch eine politische Aufgabe.
Die Lobby der Solarindustrie  muss sich künftig mehr bemerkbar machen.

6.6. Keine Hochtechnologie
Solarplatten sind einfacher zu produzieren als Maschinen.

Bemerkung:  Warum nicht mehr Hochtechnologie,  Kreativität und Design in der Solarindustrie. Solarprodukte können auch schön ausschauen.  

6.7. Wettbewerb/ Konkurrenz gegen Länder mit Staatsförderungen
China bestimmte den Preis für Silizium.  China fördert die Entwioklung und den Bau von Solarzellen mit staatlichen Exportsubventionen. Sie können die Preise für ihre Produkte senken.
Die deutsche Konkurrenz kann die Preise nicht einfach senken.
Einige Firmen aus Deutschland (z.B. Solarworld AG) und aus den USA hatten bei der Europäiischen Komission gegen chinesische Exportsubventionen Klage eingereicht. In den USA hatte das Handelsministerium Antidumpingzölle von mehr als 30 Prozent über imporierte Solarprodukte aus China verhängt.

Bemerkung: Bei Dumpingpreisen aus Asien könnte auch das neue Engagement deutscher Unternehmen gefährdet werden. Ohne Schutz des Wettbewerbs wird es schwer.


Hermann Kulzer MBA
Fachanwalt für Insolvenzrecht
Fachanwalt für Handels- und Gesellschaftsrecht
Wirtschaftsmediator (DIU Dresden International University)

pkl Rechtsanwälte Wirtschaftsprüfer Insolvenzverwalter

kulzer@pkl.com
0351 8110233
Fax 0351 8110233

Links: www.pkl.com

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Verfasser: Hermann Kulzer, MBA Fachanwalt für Insolvenzrecht
 
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